Geschichte

Geschichte

Tritt ein Mensch ins Leben ein, so nennt man diesen – seinen ersten Tag auf Erden – den Geburtstag. Diesen Tag begeht der Jubilar alljährlich im Kreise seiner Lieben. Wie bezeichnet man „die Geburt“ eines Chores, eine Ansammlung von Gleichgesinnten zum Zwecke des gemeinsamen Singens. Vor über 60 Jahren schlossen sich 5 sangesfreudige junge Männer zusammen, um ihrem Hobby – dem Singen – nachzukommen.

Auch die Gründungsväter mussten erfahren, dass aller Anfang nicht immer leicht ist. Mit viel Begeisterung und einer gehörigen Portion Mut ließen sie sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen und überwanden mit viel Geschick die Anfangsklippen des Chorgesanges. Anfangs zögerlich und bei überschaubaren Auftrittsvorhaben, wie bei Betriebsfeiern, Jubiläen und auch runden Geburtstagen, zeigten sie, was in ihnen so schlummert. Bald gesellten sich gleichgesinnte junge Männer hinzu und es entstand nun ein passabler Männerchor – vom Aussehen und von der Größe des Chores.

Es wurde auch ein Dirigent gefunden, der eine gewisse künstlerische Struktur in den jungen Männerchor hinein brachte. Die Auftrittsmöglichkeiten des Chores waren inzwischen vielfältigerer Natur, als zu Beginn im Jahre 1953. Noch nicht im Besitz von Auftrittskleidung und entsprechender Notenmappen wurden die Auftritte qualitativ, gehalts- und stimmungsvoller. Die anfänglich gut geschneiderten Werkzeugkittel wichen allmählich weißen Hemden bei Auftritten.

In den darauf folgenden Jahren ging es mit diesem Chor bergan, was in der nächsten Folge behandelt wird.    


Die Fortsetzung für die Beliebtheit des Chores zeigt sich im nächsten Abschnitt dieses Berichtes.

Mitte der sechziger Jahre reifte das Büromaschinenwerk Sömmerda zu einem sehr wichtigen wirtschaftlichen Standort in der Region und im Bezirk Erfurt heran.

Das kulturelle Leben der Stadt und Umgebung wurde durch zwei Männerchöre des Büromaschinenwerkes mitgestaltet. Im Jahre 1970 vereinten sich beide Chöre zu einem Klangkörper.
Der nun entstandene neue große Chor ist in der Region und darüber hinaus als der Männerchor Werkzeugbau / Rechentechnik im VEB Büromaschinenwerk Sömmerda bekannt geworden und wurde als solcher bis zur politischen Wende in aller Munde geführt.

Durch die umfassende und umsichtige Führung im Rahmen der kulturpolitischen Maßnahmen wurde der Chor der Büromaschinenwerker schnell republikweit bekannt.

Er umrahmte gesellschaftliche Höhepunkte, wie den 1. Mai, Jugendweihefeiern oder den Republikgeburtstag (7. Oktober). Des Weiteren war er bei der kulturellen Ausgestaltung von Betriebsfeiern und sonstigen gesellschaftlichen Ereignissen gefragt.

Republikweit wurde der Chor als „Hervorragendes Volkskunstkollektiv“ ausgezeichnet. Das war eine große Aufwertung für den Chorgesang der Region Sömmerda und im Bezirk Erfurt.


In der nächsten 10 – Jahresscheibe spielen die politische Wende und die damit resultierenden Ereignisse rund um das kulturelle Leben der Stadt, dem Landkreis und des Hauptsponsors eine nicht unwesentliche Rolle.

Mit der Teilnahme an den 18. Arbeiterfestspielen in Rostock und der dort erreichten Goldmedaille für hervorragende künstlerische Leistungen rundeten die Jahre 1973-1983 als Zeitspanne im Wirken und Schaffen des Chores der Büromaschinenwerker ab.

Als Höhepunkt dieser Zeitspanne darf wohl die Teilnahme an der großen Festveranstaltung aus Anlass des 25 – jährigen Bestehens der Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald gewertet werden. Gemeinsam mit vielen anderen mitwirkenden Chören des Bezirkes Erfurt erklang das „Buchenwaldlied“.

Nach der Erreichung der Qualifikation „Oberstufe sehr gut“ im Bezirkswettbewerb und der erneuten Verteidigung, tat sich ein völlig neues Betätigungsfeld auf.

In Richard Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“ unterstützte der Chor sieben Jahre lang das Ensemble des Nationaltheaters Weimar. Hierbei stellten die Sänger aus Sömmerda die Schusterzunft dar. Die nun schon zur Tradition gewordenen Veranstaltungen in Sömmerda und des Büromaschinenwerkes blieben davon unberührt. Als Selbstverständlichkeit sah man die Auftritte zu den staatlichen und betrieblichen kulturellen Anlässen an.


In der nächsten Folge geht es um die Neufindung des Männerchores in der kulturellen Landschaft der Region und des Landes Thüringen.

Der Männerchor des Büromaschinenwerkes Sömmerda konnte sein künstlerisches Wirken und Schaffen bis zur politischen Wende 1989 auf ein sehr beachtliches Niveau steigern und halten. Mehrfach erreichte der Chor bei Gesangswettbewerben die Einstufung „Oberstufe sehr gut“, sowie zum wiederholten Male den Titel „Hervorragendes Volkskunstkollektiv“.

Bei der Teilnahme an den Arbeiterfestspielen in Rostock (1980 Goldmedaille), Gera, Magdeburg und Karl-Marx-Stadt gehörte der Chor der Büromaschinenwerker zum festen Bestandteil. Gleiches gilt für die Veranstaltungen „Rund um die Wartburg“ und die Feierlichkeiten auf dem Gelände der Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald.

Anlässlich der Vorbereitung der Städtepartnerschaft zwischen Sömmerda und Böblingen weilte eine Delegation aus der schwäbischen Stadt in Sömmerda. Der Männerchor durfte sich mit einem kleinen Konzert den westdeutschen Gästen präsentieren. Ein sehr prägendes Erlebnis für die Sänger.

Zur Mitgestaltung der Diplomkonzerte der Dirigentin Ines Weichert und des Dirigenten Christian Schicha wurde der Männerchor aus Sömmerda auserwählt.

Nach der politischen Wende hörten die Sänger des Männerchores nicht auf, ihr Hobby weiter zu pflegen und gründeten auf Grund fehlender Trägerschaft den Männergesangverein Sömmerda e.V. Diese neue Form brachte für den Chor und seinen Mitgliedern viele neue Gesichtspunkte bei der Bewältigung der Aufgaben im Vereinsleben.

Bei Auftritten in den „alten Bundesländern“ hinterließ der Männerchor überall einen positiven Eindruck.

Die Teilnahme am internationalen Chorkonzert in Karlovy-Vary, dem  Chorkonzert auf der Heidecksburg bei Rudolstadt und der Teilnahme am Landeswettbewerb Thüringens in Weimar mit der Auszeichnung „Bester Männerchor Thüringens“ runden diese 10-Jahresscheibe ab.


Der Männergesangverein Sömmerda e.V. positionierte sich nach der politischen Wende mit neuem Profil seinem Publikum. Für die staatlich vorgegebenen kulturellen Ereignisse traten nun andere Veranstaltungen, die der Verein in Eigenregie oder mit entsprechenden Partnern organisierte und durchführte.

Der MGV plante und organisierte neue Veranstaltungen für sein treues Publikum. So entstanden die schon traditionellen Konzerte zum Muttertag, das Chorfest und die Adventskonzerte, sowie die Weihnachtsvisite im Kreiskrankenhaus Sömmerda mit dem Landrat.

Mitte der 90-iger Jahre nahm der Männerchor gemeinsam mit einem israelischen Jugendblasorchester an der Festveranstaltung zum 50. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald teil.

In wohl unvergesslicher Erinnerung werden die Konzerte mit dem „Trientiner Bergsteigerchor“ aus Italien in den Herzen der Sänger des Männerchores verankert sein.

Nach der politischen Wende war es dem Männerchor möglich, die Einladung des Partnerchores aus Böblingen anzunehmen. Der Besuch in Böblingen 1998 stellte für alle Sänger eine Erfahrung dar. Man traf nicht nur Gleichgesinnte im Gesang, sondern es konnten auch Freundschaften der Chöre geschlossen werden.

Das Alltagsgeschäft, Gewinnung von neuen Sangesfreunden und die Erledigung der vielfältigen Vereinsarbeit nahm einen großen zeitlichen Aufwand in Anspruch, was von einer einzelnen Person nicht immer zu bewältigen war.

Der letzte Zeitabschnitt wird die weitere Entwicklung des Chores und die Neuausrichtung des Vereins im kulturellen Leben beinhalten.


Die letzten Jahre der Chorgeschichte des Männerchores Sömmerda zeigen die Neuausrichtung des Vereins deutlich. Nach dem Jahrtausendwechsel stellte sich der Männerchor das große Ziel, mit Hilfe eines Projektchores auch sangesfreudigen Frauen die Möglichkeit des Chorgesanges zu vermitteln.

Unter dem Motto „frisch gewagt ist halb gewonnen“ vereinten sich Sänger nebst Chorleiterin zu den Proben mit den sangesfreudigen Damen. Dieser Projektchor trat hauptsächlich zum Chorfest und den Adventskonzerten mit ausgewähltem Liedgut auf. Die Freude am Singen war den Damen anzusehen. So dauerte es nicht lange, dass sich aus dem Projektchor ein Gemischter Chor etablierte.

Somit vereint der Männergesangverein Sömmerda e.V. unter seiner Schirmherrschaft
– Seit nunmehr 13 Jahren – 2 Chöre. Schon unter Einbeziehung des Projektchores erfolgte das Singen unter Tage, im Erlebnisbergwerk Sondershausen. Unter unserem oft zitierten Motto „So schnell, so tief und so billig kommen sie nie wieder unter die Erde“ folgten uns bei immerhin 10 Veranstaltungen unser Publikum.

Im Jahreskalender wurden zusätzlich im Programm aufgenommen:
– das Frühlingskonzert des Gemischten Chores
– das Singen im Rosengarten mit Schülern der Diesterweg – Grundschule Sömmerda

Beide Chöre, der Männerchor und der Gemischte Chor im Männergesangverein Sömmerda e.V., gehören zum festen Bestandteil des kulturellen Lebens der Stadt und des Kreises Sömmerda